Als wir vor drei Jahren in unsere aktuelle Wohnung zogen, hatte ich wirklich keine Ahnung von Pflanzen, geschweige denn von Balkongestaltung. Ich sah immer bei den Nachbarsfrauen die prächtigen braunen Balkonkästen, aus denen rote und rosa Geranien förmlich wucherten (sah zwar verheerend altmodisch aus, aber einen grünen Daumen kann man den Nachbaromis echt nicht absprechen). Ich dachte also: Super easy, ich will auch Geranien. Ein paar Tipps für die richtige Pflege von Geranien – vor allem auf einem Südbalkon – hätten mir nicht geschadet.
Denn die erste Runde ging phänomenal schief. Im ersten Sommer hielten die Geranien wenige Wochen. Nach der zweiten Hitzephase waren sie hinüber. Und das, obwohl überall geschrieben stand, Geranien seien super unempfindlich und noch dazu pflegeleicht. Tja, nicht unenmpfindlich genug für meinen damals sehr braunen Daumen.
Pflegeleicht sind sie nicht. Zumindest dann nicht, wenn man nicht weiß, welche Pflege sie überhaupt brauchen. Im zweiten Jahr habe ich mich also vorher eingelesen und schlau gemacht. Dachte ich zumindest. Denn auch im zweiten Jahr überlebten nur wenige die knallharte Sonne und die Hitze auf meinem Südbalkon. Die wenigen Überlebenden brachte ich dann zum Überwintern (eher zum Sterben) in den Keller. Nach wenigen Wochen waren auch die dahin.
Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich schon, weshalb ausgerechnet ich euch Tipps zur Geranienpflege geben möchte. Aber heute, in Jahr Drei des Geranien-Experiments, habe ich das Ding raus. Endlich sieht es auch bei mir aus, wie bei der Seniorin nebenan. Es blüht und wuchert und strahlt vom Balkon.
1. Die richtige Sorte macht den Unterschied
Es gibt zwei Geranien-Sorten, die sich besonders für einen sonnigen Südbalkon eignen. Das sind die gefüllten und halb gefüllten Sorten der Geranien – oft auch unter Pelargonium zu finden. Ich setze mittlerweile hauptsächlich auf die halbgefüllten Sorten. Der Vorteil ist der, dass sie wesentlich widerstandsfähiger sind, als die gefüllten Geranien. Man muss sie weniger pflegen, sie kommen mit weniger Wasser aus und sie sind widerstandsfähiger gegen Wind und Regen. Die gefüllten Geranien sind dafür mehr ein Hingucker im Blumenkasten, weil sie richtig stark blühen.
2. Eine gute Mischung finden
Ich mische die gefüllten und ungefüllten sowie hängende und stehende Geranien. Erstens hat man optisch so ein abwechslungsreiches Bild und zweitens hält sich der Pflegeaufwand in Grenzen, da man sich im Grunde nur um die gefüllten Geranien etwas intensiver kümmern muss. Ich setze die Sorten immer abwechselnd in die Kästen.
3. Super wichtig: Die richtige Bewässerung
Müsste ich einen Tipp hervorheben, dann wäre es dieser. Die Bewässerung der Geranien ist das wichtigste, damit ihr lange Freude an ihnen habt. Im Hochsommer kam ich immer kaum mit dem Gießen hinterher. Da Geranien viel blühen, benötigen sie unheimlich viel Wasser. Deshalb bin ich auf Hydrokästen umgestiegen. Das Bewässerungsystem lässt sich auf Vorrat füllen. Auch toll, wenn man mal ein, zwei Tage wegfährt. Dadurch kann man dafür sorgen, dass die Geranien immer ausreichend Wasser zur Verfügung haben und nie austrocknen. Das sieht man ihnen nämlich sofort an. Auch wichtig: Wenn die Sonne auf die Geranien knallt, niemals direkt auf die Blüten gießen, sonst verbrennen sie in der Hitze.
Ich habe die hier* mit Wasserstandsmesser, ganz praktisch, weil man so immer weiß, ob man nachgießen muss.
*bei dem Link handelt es sich um einen Affiliate-Link
4. Pflegen und Ausdünnen für mehr Blüten
Was mir an der Geranienpflege ja besonders Spaß macht, ist das Ausdünnen und Entfernen alter Blüten, was manchmal auch ausputzen genannt wird. Abends nach der Arbeit finde ich das Abzupfen der abgestorbenen Blätter sehr entspannend. Vor allem ist es aber wichtig für die Geranien, dass diese auch weiter herrlich wachsen. Jedes Mal, wenn man einige Blätter und Blüten entfernt, treiben die Pflanzen in den Tagen danach umso mehr aus und stecken ihre ganze Energie in neue Triebe, statt in alte Blätter.
So putzt ihr die Geranien aus: Verblühte, alte Blätter greife ich am Austrieb und knicke sie ab. Man kann sie auch abschneiden. Die verblühten Blütten zupfe ich ebenfalls mit der Hand ab. Wenn am Blütenstand nur noch wenige Blüten gut aussehen, knicke ich oft auch den ganzen Blütenstand ab. Das lohnt sich: Die Pflanze treibt dann umso mehr aus.
5. Den richtigen Standort für die Geranien wählen
Ich kann hier nur aus Erfahrung über meinen Süd- also Sonnenbalkon sprechen. Die Sonne knallt so gut wie den ganzen Tag frontal auf die Blumenkästen und die Geranien. Das mögen sie einerseits, andererseits brauchen sie so eben viel Wasser. Meine Geranien standen zeitweise im Schatten, an der Balkonwand. Das Blütenwachsum fiel viel geringer aus, sie waren nicht so üppig (benötigten allerdings auch weniger Wasser). Ich würde dennoch eher den sonnigen Standort mit gutem Bewässerungssystem empfehlen.
6. Geranien selber züchten
Es hat sich gezeigt, dass die selbstgezogenen Geranien wesentlich besser da stehen, als die gekauften. Früher habe ich sie oft im Gartencenter oder sogar im Supermarkt geholt, das hat sich gerächt, den in meinen Kästen sahen sie nach wenigen Tagen nicht mehr so prächtig aus, wie im Laden. Das liegt daran, dass die gekauften Geranien stark “hoch”gedüngt werden. Stellt man das Düngen dann ein oder reduziert, geht es den Pflänzchen nicht mehr so gut. Die selbstgezogenen Pflanzen hingegen sind wesentlich robuster, widerstandsfähiger und blühen viel stärker. Ich habe mir die Samen im Internet bestellt, da es im Handel oft nicht die Farben gibt, die ich möchte (Rosa, Weiß und Pink). Danach habe ich sie in einem kleinen Zuchtkasten auf dem Fensterbrett gezogen und Ende Mai nach draußen gesetzt.
7. Die richtigen Bezugsquellen finden
In meinen Kästen befinden sich sowohl selbstgezogene, als auch gekaufte Geranien. Dieses Jahr habe ich sie bei einer speziellen Geraniengärtnerei gekauft, die alle möglichen Sorten, Farben und Größen hat. Außerdem versicherte man mir dort, dass kaum gedüngt wird. Ich merke einen riesen Unterschied zwischen denen von der Geraniengärtnerei und denen, die ich irgendwo beim Discounter für 1,99 Euro mitnehme. Ist meine persönliche Erfahrung, es kann da natürlich auch Ausnahmen geben.
Bei den Samen habe ich Gute Erfahrung mit diesen* und diesen* gemacht.
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8. Den idealen Zeitpunkt zum Aussetzen finden
Wenn man die Pflanzen zu früh raus stellt, kann das schief gehen. Am besten ist, ihr wartet bis zum späten Frühjahr, Ende Mai oder Anfang Juni sind optimal. Nachdem ich da schon sehr schlechte Erfahrungen mit gemacht habe, setze ich Pflanzen grundsätzlich nur noch nach den Eisheiligen raus. So verringert ihr die Chance, dass die Geranien nachts erfrieren. Im Frühherbst, etwa im Oktober, hole ich die Geranien dann wieder rein. Ich schneide sie zurück und stelle sie in den Flur im oberen Stockwerk. Dort ist nur der Dachboden, die Kästen stören nicht und die Temperatur ist gerade so in Ordnung zum Überwintern.
9. Die richtige Erde wählen
Bei allen meinen Pflanzen habe ich gemerkt, wie wichtig gute Erde ist. Ich kaufe meine jetzt immer in der Gärtnerei (die gleiche wie oben schon erwähnt). Und zwar spezielle Geranienerde, die auf die Bedürfnisse der Pflanzen abgestimmt ist. Die Erde wechsle ich dann aber über den Sommer auch nicht aus. Erst nach dem Überwintern kommen die Pflanzen dann in Blumenkästen mit frischer Erde.
10. Geranien richtig düngen
Ich dünge einmal pro Woche mit einer kleinen Menge Blühpflanzendünger. Etwa zwei Verschlusskappen des Flüssigdüngers kommen in das Gießwasser. Wichtig ist, dass die Pflanzen mit Magnesium versorgt werden. Speziellen Geraniendünger habe ich nicht, aber Blühpflanzendünger, der auf die Bedürfnisse von Blühpflanzen abgestimmt ist. Außerdem kommt mein Kaffeesatz (von dem bei uns reichlich anfällt) in die Balkonkästen.
Ich habe den Blogpost Anfang Juni begonnen zu schreiben. Dann haben sich über den Sommer immer mehr Tipps zur Geranienpflege angesammelt und so kam der Post in der Länge zu Stande. Ich freue mich wirklich jeden Tag über das rosa-pink-weiße Farbenmeer vor meinem Balkon und kann euch nur ans Herz legen, es auch mal zu probieren – und vor allem, nicht aufzugeben, falls es nicht gleich klappt.
Habt ihr Fragen oder selbst Tipps? Tippt sie gerne in die Kommentare.
Hallo Bonny,
ich habe auch mit Geranien angefangen meinen Balkon zu schmücken. Ein Tipp, schreibe doch, an welcher Stelle man die verblühten Blütenstände abknipsen muss. Das ist nämlich ein wichtiger Punkt. Ich bin noch gar nicht auf die Idee gekommen die Geranien selber auszusähen. Ist aber eine tolle Idee. Das werde ich im Frühjahr dann auch mal probieren.
Sehr schöner Beitrag auf jeden Fall.
Liebe Grüße
Bea
Hallo Bea,
vielen Dank für die Anregung – füge ich gleich noch zum Beitrag hinzu.
Kann dir das Aussähen wirklich ans Herz legen. Macht auch viel Freude im Frühjahr den Mini-Geranien beim Wachsen zuzusehen und man freut sich später umso mehr über die Blütenpracht am Balkon, wenn man die Pflanzen selbst gezogen hat :)
Liebe Grüße
Bonny
Tolle Beitrag! Gute Tipp mit Kaffeesatz. Werde ich probieren.
LG Simona
Danke dir! Den Tipp hab ich von meiner Oma, die kippt Kaffeesatz immer in alle ihre Pflanzen. Eine tolle Recycling-Möglichkeit, finde ich :) Ich hab mal gelesen, dass darin zum Beispiel viel Stickstoff sein soll und der Kaffeesatz den Boden etwas saurer macht – das mögen scheinbar viele Pflanzen.
Liebe Grüße
Bonny
Hallo,
Geranien müssen wie wild gedüngt werden. Es gibt spezielle Geraniendünger, die man täglich (!) anwendet. Natürlich kann man auch weniger oft düngen, aber dann werden sie nicht so, wie du dir das vorstellst. Ansonsten unterstreiche ich alles, was Platins schreibt.