Outfit: Glück ist eine Form von Mut

Ich stand an der Ampel. Da kam “Dark Horse” von Katy Perry im Radio. Da muss ich einfach mitsingen, geht fast nicht anders. Gerade will…

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Ich stand an der Ampel. Da kam “Dark Horse” von Katy Perry im Radio. Da muss ich einfach mitsingen, geht fast nicht anders. Gerade will ich inbrünstig “Yeah yall know” ansingen, da registriere ich, dass ich an einer Ampel stehe. Unauffällig checke ich die Umgebung. Links neben mir ein junger Kerl der rüberschaut, rechts von mir eine ganze Familie. Ich verschiebe das Mitsingen lieber auf die nächste Grünphase. Bis die kommt, ist das Lied leider schon fast rum und während ich dann frei von Ampelnachbarn die letzten Zeilen des Lieds mitsinge, ärgere ich mich. Warum ist es mir eigentlich so oft wichtig, was fremde Menschen von mir denken? Mal ehrlich, wie hoch ist denn die Chance den Typen, der an einer x-beliebigen Ampel in der Stuttgarter Innenstadt steht, mal wieder zu treffen? Ich lebe ja nicht in einer Daily Soap. Auch sonst lasse ich mich zu oft lenken und leiten von den Meinungen anderer. Ein Clubabend ist so richtig lahm, kaum einer ist auf der Tanzfläche, schlechte Stimmung, da kommt ein super Lied und mich juckt es in den Beinen. Ich würde ja tanzen gehen, aber alleine? “Lieber nicht”, denke ich und nippe stattdessen unauffällig an meinem Drink. Die Liste lässt sich unendlich fortführen. Verpasste Gelegenheiten, Zurückhaltung statt Mut.




Vor kurzem hatte ich einen Termin in der JVA. Ich sollte dort über ein Konzert in der Kirche des Frauengefängnisses berichten und konnte mir zunächst kaum was drunter vorstellen. Ein Rock´n´Roll-Konzert in einer Gefägniskirche? “Jailhouse Rock” mal anders? Tatsächlich überraschte mich der Nachmittag, haute mich sogar völlig von den Socken. Schon beim ersten Lied flippten die Frauen total aus, schoben ihre Stühle beiseite, tanzten, sangen und hatten so richtig Spaß. Später sagte mir die Wärterin: “Für die Frauen ist das hier ein Highlight, eine Möglichkeit dem tristen Alltag zu entfliehen”. Da kam mir der Gedanke: vielleicht wissen wir unsere Freiheit einfach nicht zu schätzen, wenn wir uns zurückhalten. Den Käfig in dem ich mich manchmal gefangen fühle, habe ich selbst gebaut. Ich bin frei, ich sollte mich auch so fühlen. Tanzen, wenn mir danach ist. Songs mitgrölen, wann und wo ich will. Dinge aus- oder ansprechen, auch wenn ich damit anecke. Verrückte Klamotten tragen, auch wenn die Leute glotzen. Im Bikini Volleyball spielen, auch wenn sich am Bauch eins, statt Sechs “Pakete” abzeichnen. Egal! Freiheit ist etwas unglaublich wertvolles, was ich in Zukunft mehr zu schätzen lernen möchte. Denn wenn wir etwas erst dann bewusst lieben lernen, wenn es uns genommen wird, werden wir nie so glücklich wie wir es sein könnten.



Jeansjacke – Stitch & Soul// Kleid – Atmosphere // Schuhe – H & M // Tasche – Daniel Ray // Lippenstift – P2 i love you // Nagellack -p2 ofty style

25 comments

  1. Ein großes Lob erst einmal für den Text! Du hast das so mitreißend beschrieben und es zeigt die Probleme unserer Gesellschaft sowas von offensichtlich. Z.B. das-nein-alleine-tanze-ich-jetzt-nicht-Ding, ich kenne ich nur zu gut. Irgendwie ist das Schamgefühl zu groß, aber warum ist das so? Es liegt vermutlich daran, das wir wissen wie andere Menschen sich verhalten, das sie sich eventuell über unseren Tanzstil lustig machen oder Dinge wie: "Ist schon scheiße, so ganz ohne Freunde!", denken. Allein aus diesem Grund würde ich auch nie allein' tanzen. Anders sieht es bei mir z.B. mit Dingen aus- bzw ansprechen, laut zu irgendeiner Musik losgröhlen o.ä. aus. Ich kann's dir nur empfehlen, gönn dir diese persönliche Freiheit, es ist nicht immer einfach, weil es nur wenige Menschen gibt, die mit so einer Art klar kommen, aber im Endeffekt ist es nicht dein, sondern das Problem der Gesellschaft! Mit dem Text hast du schon Mut genug bewiesen, jetzt musst du es nur noch durch ziehen!

    Dann natürlich noch ein dickes Kompliment für die Bilder, du strahlst, du wirkst lebensfroh und auch glücklich. Du bist eine wunderschöne Frau!

    Liebste Grüße

  2. Das mit dem etwas tun zu wollen, es aber nicht tuen weil andere da sind und die weiß-gott-was von einem denken können, kenne ich. Zu gut :/
    Das Outfit ist übrigends sehr schön und auch passend zum Text :)

  3. Wunderschöner Text.. gibt Anlass mal drüber nachzudenken, welche Gelegenheiten man selbst so verpasst.. ich glaub, wenn ich künftig am Bahnhof rumsteh und ein geiles Lied kommt, tanz ich auch einfach mit.. zumindest ein bisschen ;)

    Liebste Grüsse
    Moni

  4. Zuerst musste ich wirklich schmunzeln bei deinem Text, habe mich selbst darin erkannt und schon selbst im Auto gesehen. Und dann beim weiterlesen wurde mir ganz flau.
    Hey, du hast verdammt recht, man!
    Trotzdem ist es schon ein ganzer Schritt eben der erste auf der Tanzfläche zu sein.
    Dein text regt auf jedem Fall zum nachdenken an, das gefällt mir wirklich gut!
    Liebe Grüße

  5. Tolles Outfit ! Ich liebe die Farbe, es ist elegant, und so frühlingschaft :) Du siehst so hübsch aus, die letztes Fotos ist wunderschön :)

  6. Ein toller Text!
    Ich bin recht schüchtern und mache mir sooo oft Gedanken, was die anderen wohl grad schlimmes über mich denken und achte manchmal echt penibel auf das was ich sage oder anziehe, tue oder nicht tue… dass das eigentlich total doof ist, hast du ja auch schon festgestellt und so lasse ich mich nun öfters auch mal "gehen"^^ Auf Konzerten richtig ausrasten, jemandem einfach mal die Meinung sagen oder auch nur die Verkäuferin anquatschen, weil man etwas ganz bestimmtes sucht und es nicht finden kann… so kleine Sachen, über die man sich hinterher ärgert, dass man sie nicht getan hat.

  7. ein ganz wunderbarer text, der erste teil könnte von mir sein..
    man sollte sich das wirklich öfter zu herzen nehmen, schließlich
    hätte es nur positive auswirkungen! :)

  8. Ich finde deinen Text ganz wunderbar und sehr inspirierend! Ich versuche auch es zu beherzigen, noch weniger auf die Meinung der anderen zu geben. Vor allem das mit den Gefängnis fand ich sehr interessant!

  9. Ich verstehe total was du meinst. Jeder achtet ja irgendwie auf die Umgebung wobei es bei mir wirklich nicht mehr so schlimm ist. Also mitsingen is mir grad egal aber das Tanzflächenproblem kenne ich. Einfach noch ne Freundin am Arm packen und losstürmen, kaum ist man auf der Tanzfläche folgen einem eh alle anderen die genau die gleichen Probleme hatten und schon ist man nicht mehr alleine.
    Grad letztens im Biergarten hab ich nach der Dritten Mass das Gefühl gehabt ich müsste auf nen ca. 10 Centimeter hohen Treppenabsatz drauf springen, so als sei es eine unerklimmbare Höhe. Erst als ich mich umgedreht habe und hinter mir drei Jungs standen die in die Hände klatschten und mir zujubelten wurde mir bewusst wie dumm das ausgesehen haben muss, aber hey, Hände in die Luft recken und "yeah" rufen, einfach ein wenig feiern lassen, die haben schließlich sicher auch getrunken. Und ich seh sie hoffentlich nie wieder. Ganz sicher ^^

  10. Ja, genau so ist es!
    Aber ich bin gerade eher auf einer pessimistischen Stimmungs-Schiene und denke mir: "Ja, genau, allen brüllen sie jetzt ihre Zustimmung heraus und nach einer Woche hocken wir doch wieder alle in unserem Käfig und haben Angst, einfach mal zu tun, was uns in den Sinn komm!"
    Ich wünsche dir trotzdem, den Mut, deine Freiheit zu erkennen und auszuleben! :)

    Viele liebe Grüße
    Moony

  11. Quatsch! Singen! Schreien! Laut sein!
    Mir ist das sowas von egal, was der im Auto daneben denkt, im besten Fall kapiert er was ich treibe, im schlimmsten denkt er ich telefoniere :-D
    Du sagst das schon richtig, wirst du ihn je wieder sehen?
    Und wenn ja (mir ist mal so etwas in der Art passiert) dann wird es DER Lacher und wenn er keinen Humor hat, dann soll er weiter auf grün warten ;-)

    Dein Look gefällt mir sehr gut, die Farbe kommt richtig gut!
    Das dein Lachen wunderschön ist, ja das bekommst du auch noch gesagt :-)

    wünsch dir einen tollen Tag und dreh das Radio lauter!

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