Outfit: Das Kleinstadtleben

Vanessa kenne ich noch von einem Praktikum, das ich bei der Agentur gemacht habe, in der sie damals gearbeitet hat. An eins kann ich mich…

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Vanessa kenne ich noch von einem Praktikum, das ich bei der Agentur gemacht habe, in der sie damals gearbeitet hat. An eins kann ich mich besonders erinnern: Ihre Liebe zu Berlin. Aufgewachsen im schwäbischen Ländle, wollte sie schon vor drei Jahren fort in die Großstadt. Heute rückt ihr Umzug tatsächlich in greifbare Nähe und hat mich dazu veranlasst darüber nachzudenken, weshalb es manche Menschen in die große Stadt zieht und manche am Landleben hängen, wie Kletten.

Wie manche von euch wissen, studiere ich unter der Woche in Stuttgart. Für mich, als Kleinstadtmädchen, ist die Schwabenmetropole bereits eine Großstadt. Vieles an Stuttgart liebe ich und sauge es jedes Mal wie ein Schwamm in mich auf, wenn ich dort bin. Die Hektik am Morgen, wenn alle mit eiligen Schritten zur Arbeit hetzen. Das Duftgemisch aus Thai-Food, Döner und Bratwurst am Mittag und die vielen Menschen mit Einkaufstüten auf der Königstraße am späten Nachmittag. Manchmal setze ich mich mit einem Soja-Chai (gibt es auf dem Land nämlich weit und breit nicht!) einfach mitten auf eine Bank der größten Stuttgarter Einkaufsstraße und beobachte einfach das Treiben um mich. Man ist ständig unter vielen Menschen und trotzdem für sich. Ich fühle mich in der Stadt definitiv wohl.


Hier auf dem Land hingegen ist es so: Wenn man um zehn Uhr raus zum Laufen geht, trifft man manchmal nach fünf Kilometern immer noch auf keine Menschenseele. Man läuft durch Wohngebiete, die wie ausgestorben scheinen, Feldwege entlang auf denen man alle paar Meter wilden Rehen oder Feldhasen begegnet und es kommt vor, da kommt man eine Stunde später zurück und hat wirklich niemanden getroffen. Manchmal ist mir das ja schon fast unheimlich, aber so ist das hier, alles ist etwas entschleunigt, etwas ruhiger und beschaulicher. Hier fühlt man sich behütet und deshalb eben auch wohl.

“Auf dem Land passiert zu wenig, in der Stadt zuviel.”

Ich für meinen Teil habe ernste Entscheidungsschwierigkeiten bei der Wahl zwischen Stadt und Land. Mit meinem momentanen Lebenstil, zwischen den zwei Welten zu pendeln, bin ich recht zufrieden. Bin ich Zuhaus in der Kleinstadt sehne ich mich häufig nach der Weite und den vielen Möglichkeiten der Großstadt, bin ich dann dort, erdrückt sie mich häufig mit der Masse. Wie geht´s euch da? Seid ihr Großstadt- oder Kleinstadtmenschen? Oder so wie ich, irgendwie kein´s von beidem?


Wenn sich die Post vor der Haustür des Nachbarn stapelt, dann geht man hinüber und klingelt besorgt. Wird hier jemand beerdigt, findet sich das halbe Dorf in der Kirche ein. Steht ein Fest mit roter Wurst, Bier und Schrannen auf dem Dorfplatz an – trifft sich Hinz und Kunz. Die “Gemeinde” – das ist ein heiliger Begriff. Sie ist kaum verschuldet, tagt immer Montags, trägt gefühlte hundert Vereine mit kauzigen Namen wie “Obst- und Gartenbauverein” und besteht aus etwas über 2000 Menschen. 

Wenn sich die Post vor der Haustür des Nachbarn stapelt, dann geht man hinüber und klingelt. Könnte ja sein, dass etwas spannendes passiert ist. Könnte ja sein, dass man als erster davon erfährt, sich auf sein Damenrad aus den Sechzigern schwingen kann und die Story von Haus zu Haus verbreiten kann. Wird hier jemand beerdigt, findet sich das halbe Dorf in der Kirche ein. Trauert, bemitleidet, tratscht. Eine Gelegenheit Mitgefühl zu zeigen oder eine Gelegenheit etwas zu erleben und wenn es die Beisetzung eines Menschen ist? Steht ein Fest mit roter Wurst, Bier und Schrannen auf dem Dorfplatz an – trifft sich in der Tat Hinz und Kunz. Es wird über die letzte Beerdigung gesprochen oder über den Nachbarn, bei dem sich die Post vor der Tür stapelt. Ist er tot? Ist er krank? Ist er einfach nur schlampig?

Die “Gemeinde”, ist ein Universum für sich. 





// Strumpfhose – H & M // Shirt-Kleid – Bershka // Stiefel – New Look // Jacke* – Ohh Lala // Ringe und Uhr – Second Hand //

Zurück zu Vanessa. Heute ist sie nämlich nebenberuflich als Fotografin unterwegs. Wir haben den Kontakt nie so richtig verloren und vor kurzem den Plan geschmiedet zusammen ein paar Fotos zu shooten. Obwohl wir grundverschiedene Stile haben. Sie ist eher cool unterwegs, liebt den grungigen Streetstyle, Tattoos, satte Farben und ist leidenschaftlich in der Hip-Hop-Szene unterwegs. Ich dagegen bin eher die Fraktion mädchenhaft, liebe hübsche Kleidchen, hohe Schuhe und höre seichten Indie-Pop. Dass so ein Stilbruch aber hervorragend funktionieren kann, zeigen die Bilder.  Ich liebe Vanessa dafür, dass sie mich vor die Graffiti besprühten Wände gestellt hat, was ich vermutlich freiwillig nie getan hätte. Das Ouftit dazu ist eins das ich unheimlich gerne trage. Vor allem weil es komplett in schwarz auskommt und ich schwarz einfach nie verkehrt finde. Zur Uni trage ich es etwas entschärft mit derben Boots und Parka, zum Ausgehen dann so wie auf den Fotos. Wie findet ihr die Fotos?

Gerade bin ich übrigens in Hamburg. So viel zu Großstädten… Da war heute ein super schönes und gemütliches Event und jetzt geht es weiter zu etwas Sightseeing in die Innenstadt. Ein paar Details und Bilder zu meinem Hamburg-Trip findet ihr auch auf Instagram oder Facebook.

9 comments

  1. Die Bilder sind sehr schön. Ich zähle meine Stadt zu einer Großstadt. Mitten drin möchte ich nicht wohnen, aber schnell dort sein. So ein Mittelding ist perfekt. Ruhig und ländlich wohnen, aber unter 30 Minuten in der City sein. So mag ich es.

  2. Ich bin eher ein Stadt-Mensch, kann's allerdings nicht so richtig sagen weil ich in einem Kaff wohne (3000 Einwohner, kenne aber außerhalb meiner Gasse fast niemanden) und jeden Tag zur Schule in einen äußeren Bezirk fahre^^
    Ich will aber fix zumindest zum studieren in der Stadt wohnen, weil ich nicht bei meinen Eltern wohnen will wenn ich studiere und wissen will wie es ist so richtig in der Stadt zu wohnen :)
    Eines der wenigen Dinge, de ich am Dorfleben mag, ist dass der Friseur recht billig und gut ist. Und ich höre immer die Top-News von Leuten die ich nicht kenne^^.
    Außerdem laufen manchmal Ziegen auf der Straße herum, weil der Zaun von der Besitzerin irgendwie Löcher hat – oder so.
    xoxo Liz
    von Little Marzipans ♥

  3. Ich wohne gern auf dem Land, im Moment aber in einem eher dörflichen Stadtteil einer gar nicht so kleinen Stadt, das ist irgendwie ein schöner Kompromis. Man ist sofort draußen und doch auch schnell im Trubel. Jeder kennt jeden und doch kann man dem ganzen hin und wieder mal entfliehen…

    Viele Grüße,
    Fiona

  4. Hey Bonny,

    auf FB konnte man ja schon eines der Fotos sehen, wenn ich mich recht erinnere. Und sie gefallen mir jedes Mal mehr und mehr! :)
    Ich finde sie wirklich toll und der Stilbruch ist wahnsinnig passend. Manchmal wirken einige Bilder dadurch ja eher… na ja, wie gut gewollt, schlecht gekonnt. Aber die Fotos von Vanessa sind echt wunderschön geworden! Am besten gefällt mir das dritte von unten! :)

    Was das Großstadt / Kleinstadt-Ding angeht, kann ich dich echt gut verstehen. Ich habe vor meinem Studium auch einige Jahre in einem kleinen Dorf gewohnt, wo jeder jeden kennt und nie etwas sonderlich spannendes passiert – außer das Gerücht, wir würden ein McDonalds-Restaurant bekommen. :D
    Und jetzt studiere ich in Bochum und bin geflasht von dem "Komm, wir fahren mal eben mit der Ubahn, die fährt ja alle paar Minuten." :D
    So richtig entscheiden, ob ich nun den Trubel oder die Einsamkeit mag, kann ich mich auch noch nicht so recht. Aber dafür ist ja nun die Zeit, das herauszufinden! :)

    Viele liebe Grüße
    Moony

  5. Das hast du so schön geschrieben! Und ich glaube, mir geht es da ganz ähnlich … das merke ich heute gerade ganz besonders ;-) Hamburg war super schön und spannend, aber heute bin ich ganz froh wieder zuhause zu sein, die Landluft zu schnuppern und die Ruhe zu genießen. :-)
    Wir wohnen auch eher ländlich,haben aber eine super Anbindung an die Autobahn, so das man auch schnell in sämtlichen Großstädten sein kann, um da mal in das bunte Treiben ab zu tauchen.
    Nach den gestern 7 Stunden non Stop Hamburg city muss ich aber echt erst mal runter kommen und die vielen Eindrücke verarbeiten. Ich bin froh beides haben und genießen zu können.
    Ich speicher dich jetzt auch gleich mal in meinem Blogroll ab!-Damit ich in Zukunft auch nichts mehr bei dir verpasse.
    Liebe Grüße
    Esther

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